Zwei Welten, Kap. 2
 

Ihre Schritte klangen laut durch die Große Halle. Selbst das Aufsetzen ihrer leichten Stiefel auf dem metallenen Boden donnerte gleich Paukenschlägen zwischen den stählernen Säulenreihen, die den Innenraum wie den Brustkorb einen gigantischen Tieres stützten.
Die in ihr Haar geflochten Metallstückchen klirrten leise, als sie den Kopf hob, um zum wiederholten Male zu sehen, wo sich die Knochen der Halle an der Decke zum Brustbein vereinten. Kleine Durchbrüche ließen scharf umrissene Lichtstrahlen in verschiedenen Winkeln und ohne eine erkennbare Ordnung einfallen.
Sie senkte den Kopf wieder, als einer der Strahlen direkt ihr Gesicht traf. Geblendet blieb sie stehen und genoss die Wärme des Sonnenlichts auf ihren geschlossenen Augenlidern und auf ihrem Körper. Das dunkelblaue Tuch ihrer Kleidung sog das Licht gierig auf.
Ihre Sicht kehrte gerade rechtzeitig zurück, um an der ornamentierten Linie zu halten, welche die Entfernung zum Tor kennzeichnete, die Besucher einzuhalten hatten, bevor ihnen die Wachen Einlass gewährten.
Wer es nicht besser wusste, hätte die beiden hünenhaften Gestalten zu beiden Seiten der Tür zum Saal des Schirmherrn leicht für Statuen halten können. Sie trugen keine sichtbaren Waffen, doch ihre Körper waren lückenlos gepanzert, die scharfkantigen Formen der Rüstungen strahlten trotz des matt glänzenden Metalls eine unbestimmte Bedrohung aus. Selbst die stählernen Helme hatten keine erkennbare Öffnung, und dennoch schienen die Wachen keine Schwierigkeit zu haben, jeden Ankömmling zu bemerken.
Die glatten Flächen, an deren Stelle sich die Gesichter hätten befinden müssen, waren bereits auf die Besucherin ausgerichtet gewesen, bevor diese an der Grenzlinie verhielt.
"Nennt Euren Namen, Euren Rang und den Zweck Eures Besuchs", forderte eine emotionslose Stimme, die eher von der Decke als von den Wachen selbst zu kommen schien.
Ich bin Nahlii, dachte sie, Führerin der Dritten Hundertschaft Seiner Garde und erscheine hier auf Seinen Ruf. Wann lernt ihr endlich, dass ich auf eure Frage nicht antworten werde?
Wie üblich gab es einige Augenblicke unheimlicher Stille, dann senkten die Wachen gleichzeitig grüßend den Kopf. "Der Schirmherr erwartet Euch. Tretet ein."
Die Frontseiten der Helme richteten sich wieder zum Haupteingang der Großen Halle und mit jeweils einem Arm drückten die Wachen das schwere Stahltor auf. Es bewegte sich weich und ohne jedes Geräusch in seinen Angeln.
Sie setzte sich in Bewegung und trat durch das Tor, ohne die Gestalten zu beiden Seiten eines weiteren Blickes zu würdigen.
Der Saal des Schirmherrn war um ein Vielfaches kleiner als die Große Halle, aber auf seine Weise ebenso beeindruckend. Halb transparente Vorhänge, die in großer Zahl lose zwischen Wänden und Decke hingen, machten es schwer, die genauen Abmessungen des Saales zu erfassen. Statt der ungewissen, kalten Dämmerung der Halle herrschte hier ein weiches, rötlich-gelbes Licht vor, das beinahe fühlbare Wärme an die Luft abgab. Diese war mit den verschiedensten Gerüchen aus unersichtlicher Quelle gesättigt, von denen einige betäubend und andere eher euphorisierend wirkten.
Es war eine tief wurzelnde Abneigung gegen diese Atmosphäre, die ihr half, die durchaus beabsichtigte Wirkung zu ignorieren. Jedenfalls redete sie sich das ein, denn diese Sichtweise war ihr angenehmer als der Gedanke, dass es ebenso gut Gewöhnung sein konnte.
Dort, wo sie die Mitte des Saales wusste, befand sich ein Haufen bunter Kissen, auf den sie ihren Blick richtete ... Oder vielmehr auf den Mann, der sich dort ausgestreckt hatte. Für die ihn umgebenden Mädchen hatte sie keinen Blick übrig, und auch sie vermieden den Augenkontakt und hielten die Köpfe gesenkt. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie selbst in ähnlichen Räumen, auf ähnlichen Kissen, ähnlich gekleidet und in ähnlicher Funktion gedient hatte.
Ihre Herren hatte schnell gemerkt, dass der flüchtige Genuss ihrer Gegenwart nur allzu bald in geistiges und körperliches Unwohlsein mündete – von intensiven Fieberträumen ganz zu schweigen. Jeder hatte sein Möglichstes getan, sie an jemanden weiter zu reichen, dem er die gleichen Zustände wünschte. Es war eher ein Zufall gewesen, dass ein hoher Amtsträger das Phänomen und sie als sein Auslöser dem Schirmherrn zutrug.
Dieser hatte letztendlich ihre wahren Fähigkeiten erkannt, die über die Wirkung eines schönen Gesichts und eines makellosen Körpers hinausgingen. Er war bemüht gewesen, diese Fähigkeiten zu fördern und sie einer Verwendung zuzuführen, von der er sich mehr Nutzen versprach, als angenehme Gesellschaft in der Nacht und die unangenehmen Tage und Nächte darauf.
Ihm war nicht entgangen, dass es allein die Selbstkontrolle jedes denkenden Wesens war, die Nahliis Fähigkeiten Einhalt gebot. Ebenso sicher hatte er festgestellt, dass es schier unmöglich war, im Taumel des geteilten Lagers jenes Tor nicht zu öffnen, dass es ihr ermöglichte, ihren eigenen Hass und ihre Verachtung in jenen Schrecken zu verwandeln, der ihre Herren auch noch dann längere Zeit heimsuchte, wenn sie sich ihrer Gegenwart entledigt hatten.
Der Schirmherr hatte sie gemäß der Tradition zu seiner Konkubine erklärt, ohne die damit einhergehenden Pflichten einzufordern. Statt dessen hatte er alles Erdenkliche getan, ihre Fähigkeiten zu trainieren und um einige profane Fertigkeiten zu ergänzen, die ihr halfen, in seinem Sinne tätig zu werden. Dafür war sie ihm dankbar, auch wenn sie wusste, dass es keine uneigennützigen Gedanken waren, die sein Handeln bestimmt hatten und sicherlich noch immer bestimmten.
In den seltenen Augenblicken, in denen ihre Loyalität für den Schirmherrn ihren tiefsten Stand erreichte, war sie fest überzeugt, dass sie nur deshalb nicht als Eine unter Vielen zwischen den Kissen ruhte, weil der Schirmherr in seinen Träumen mehr Dinge zu fürchten hatte als jeder Andere im wahren Leben.
Sie schob ihre Gedanken beiseite, als der Schirmherr aufstand. Mit einem Wink befahl er den Mädchen, sich zu entfernen. Während er auf Nahlii zu trat, verschwanden die Konkubinen hinter den Vorhängen. Es stand außer Zweifel, dass sie tatsächlich den Saal verließen, denn die Entfernung ungehorsamer Diener jeglicher Funktion verlief für gewöhnlich genauso schnell wie das Heranschaffen eines geeigneten Ersatzes.
Der Schirmherr blieb vor ihr stehen und blickte sie ebenso schweigend an wie sie ihn.
Sie empfand neben seinem sonstigen Aussehen auch sein Gesicht weder als interessant noch als wirklich unattraktiv. Um genau zu sein, war der mächtigste Mann der bekannten Welt in nahezu allen Merkmalen so unscheinbar, dass man ihn in der Menge nur zu leicht übersehen hätte. Sein Alter hätten Unwissende auf nicht mehr als 30 Jahre geschätzt, sie jedoch wusste, dass dies nicht stimmen konnte – selbst die Ältesten am Hofe hatten bereits dem Schirmherrn gedient. Und wenn sie in die Augen des Mannes blickte, sah sie darin deutlich die Jahrzehnte, vielleicht sogar die Jahrhunderte, die an ihm vorbeigegangen waren, ohne äußerliche Spuren zu hinterlassen.
Es war die Gnade der Gefangenen Herrin, die ihm seine Jugend erhielt, damit er ihren uralten Schlaf in den tiefsten Eingeweiden der Stahlburg bewachte. Es war jene gesichtslose Göttin, die ihm die Macht gegeben hatte, von den unüberwindlichen Bergen im Süden bis hin zu allen Ufern der bekannten Welt alle Herden unter seiner Herrschaft zu vereinen.
"Die Gefangene Herrin sprach zu mir", begann er ohne Einleitung. "Sie sagte, dass sich am südlichen Weltende in Kürze etwas ereignen wird. Etwas, das meine dort stationierten Truppen mit ziemlicher Sicherheit überfordern wird."
Erwägend neigte sie den Kopf leicht zur Seite. Es gab zahlreiche mögliche Gründe für den Rat der Gefangenen Herrin. Außerhalb der Stahlburg herrschte der Winter, und dieser verstärkte die Kälte, die sich aus dem Norden kommend unbarmherzig nach Süden fraß. Jedes Jahr wurden die warmen Monde kürzer, aber es würde noch Jahrzehnte dauern, bis die Kälte die Stahlburg selbst erreichte. Doch bereits jetzt trieb sie Rebellen aus ihren Schlupfwinkeln und ließ die kleinen Gruppen in ständiger Flucht durch die Steppe und die leichten Wälder des Kernlandes streifen. Wo sie sich vereinten, überfielen sie Festungen und schwächten damit die Präsenz des Schirmherrn, um sich dann wieder zu verteilen und ohne jede Spur zu verschwinden. Die Aufständischen mochten die Gefahr sein, der die Warnung galt.
"Die Herrin machte nicht viele Worte", beantwortete der Schirmherr die unausgesprochene Frage. "Aber was sie sagt, hat stets Gewicht. Ich wollte anfänglich eine Hundertschaft meiner Garde an das südliche Weltende entsenden. Doch dies erscheint mir mittlerweile ungenügend, weshalb neben der Zweiten Hundertschaft auch die deine aufbrechen wird."
Der missmutige Zug, der kurz über ihr Gesicht glitt, war nicht zu übersehen.
"Ich weiß von den Differenzen zwischen dir und Tilaad", fuhr der Schirmherr fort, ohne seinen Tonfall zu verändern, "und sie interessieren mich nicht. Ich gestatte dir, auf seine Zudringlichkeit in jeder dir angemessen erscheinenden Weise zu reagieren ... So lange du und er dabei am Leben bleiben."
Sie senkte ruckartig den Kopf, einerseits als ergebene Bestätigung seiner Anweisung, andererseits, damit sich ihr erneuter Ausdruck von Unmut zumindest seinem Blick entzog. Die Geste war weder dazu geeignet noch dafür gedacht, den Schirmherrn tatsächlich über ihre Einstellung zu täuschen.
"Die Kommandanten der Grenzfestungen werden dir jegliche Unterstützung geben. Nutze diese Gelegenheit, sowohl die Truppen selbst als auch die dortige Bevölkerung zu disziplinieren, wo es dir notwendig scheint. Tilaad erhält die selben Weisungen."
Das wird weder den Truppen noch der Bevölkerung gefallen, dachte sie, aber das soll nicht meine Sorge sein. Die Kommandanten sind überwiegend Söhne und Töchter des Schirmherrn selbst, und es kann nicht schaden, sie daran zu erinnern, dass ihre Mütter Konkubinen und sie selbst nur privilegierte Diener sind.
Er hob den Kopf, als würde er einer Stimme lauschen, die nur er hören konnte. "Ich erwarte im Laufe des Tages einen Bericht aus dem Süden, den ich, falls nötig, an dich weiterleiten werde", meinte er dann, ohne seine Haltung zu verändern. "Geh nun."
Nahlii wusste, wie wenig Wert der Schirmherr auf überflüssige Förmlichkeit seitens der Angehörigen seiner Garde legte, und bestätigte daher lediglich mit einem erneuten Nicken, dass sie seine Anweisung verstanden hatte, bevor sie ging.
Sie durchquerte die Große Halle mit schnellen Schritten, als wollte sie das sowohl alles Gesagte als auch das zuvor Gedachte im Saal des Schirmherrn zurücklassen. Die ganze Entwicklung behagte ihr nicht. Aber ihre Gefühle waren auch jetzt, wo sie mehr war als nur ein Spielzeug ihrer Herren, nicht Gegenstand der Erwägungen von irgend jemandem.

Die sterile Atmosphäre, die den meisten Bereichen der Stahlburg anhaftete, wirkte auf die meisten Leute bedrückend, und Nahlii bildete darin keine Ausnahme. Sie holte tief Atem, nachdem sie die Große Halle verlassen hatte.
Neben dem Duft des Teppichs aus Gras und Blumen, der jede freie Fläche innerhalb der Mauern um die Stahlburg bedeckte und dem eintönigen Bau seine kalte Grausamkeit nahm, bemerkte sie noch einen weiteren Geruch. Er trug jene leblose Bitterkeit, die sie nur zu gut kannte, und die sie reflexartig reagieren ließ.
Sie tauchte unter einem halbherzigen Griff hindurch und legte noch zwei weitere Schritte zwischen sich und die schemenhafte Gestalt, bevor sie sich umwandte.
Hätte ihr Blick genügt, jemandem das Leben zu nehmen, hätte sich der Schirmherr ab diesem Moment nach einem neuen Führer für die Zweite Hundertschaft seiner Garde umschauen müssen.
So jedoch blieb Tilaad dort stehen, wo er stand. Sein Gesicht zeigte jenen üblichen, gelangweilten Ausdruck, den er nur dann ablegte, wenn er jemanden töten konnte.
In diesem Augenblick verfluchte sie den Umstand, der ihr schon seit ihrer Geburt versagte, ihrer Verachtung in angebrachter Weise mit Worten Luft zu machen.
"Ich wüsste zu gerne", meinte Tilaad amüsiert, "was du jetzt sagen würdest, wenn du nur reden könntest. Wenn du mich nicht ablehnen würdest, wäre ich ziemlich sicher, dir zumindest ein paar Laute entlocken zu können." Er verringerte den Abstand zu ihr mit einem Schritt um die Hälfte. "Und ich bin sicher, du hast nichts von dem verlernt, was man dich lehrte, bevor du zum Mitglied Seiner Garde wurdest."
Sie überhörte die demütigende Bemerkung, schüttelte nur missbilligend den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er fuhr herum. Noch in der Bewegung zog er zwei Äxte mit schmalen, sichelartigen Klingen aus ihren Schlaufen an seinen Oberschenkeln.
In kampfbereiter Haltung war er ein ähnlich gefährliches Raubtier wie jene vier Kreaturen, die langsam aus dem Schatten der Stahlburg auftauchten und sich Tilaad in halbkreisförmiger Formation näherten.
Die Tiere reichten dem hochgewachsenen Mann beinahe bis zur Hüfte; die dunklen Knopfaugen zu beiden Seiten des schmalen Schädels folgten aufmerksam jeder seiner Bewegungen. Ein bedrohliches, schnarrendes Knurren drang zwischen den nadelartigen Fängen hervor und die schlanken Läufe bewegten sich lautlos über den mit Gras bewachsenen Boden.
Die Bewegungen waren täuschend weich, und es hatte den Anschein, als wären die krallenbewehrten Füße nicht in der Lage, auch nur einen Halm zu köpfen. Unter dem kurzen, in verschiedenen Brauntönen gesprenkelten Fellen zeichnete sich das Spiel von Muskeln und Sehnen deutlich ab. Es nahm nicht zu, als eines der Tiere seine scheinbare Lethargie abwarf und aus seinem Trott heraus beschleunigte.
Es schoss in geringem Abstand an Tilaad vorbei, verlangsamte seine Bewegung und näherte sich Nahlii. Kurz strich er ihr um die Beine, bevor es sich neben sie stellte.
Sie legte die Hand auf den Kopf der Bestie, worauf diese mit einem zufriedenen Schnarren reagierte.
"Ich hätte beinahe vergessen, wem deine Zuneigung gehört", stellte Tilaad fest, ohne sich nach ihr umzusehen. Statt dessen versuchte er, jedes einzelne Tier im Auge zu behalten. "Ruf sie besser zurück, bevor ich deinen Lieblingen weh tun muss."
Ihre Antwort bestand aus einem scharfen, abfälligen Ausatmen. Es sagte nur aus, was Tilaad selbst nur zu genau wusste: So gut er auch mit seinen Waffen umzugehen vermochte, er würde niemals alle vier Tiere fernhalten können. Das mochte mit wilden Eneb gelingen, aber Nahliis Tiere waren darauf dressiert, auch Bewaffnete anzugehen. Ein kräftiger Eneb konnte einem Kämpfer durchaus die Waffe abnehmen. Unter Umständen zusammen mit der Hand, welche die Waffe führte.
Tilaad war besser darin, Leute zu töten, als sie zu verstehen, doch er ahnte, dass das Rudel der Eneb so sehr zu einer Ersatzfamilie für Nahlii geworden war, dass sie deren Lebensweise bis zu einem gewissen Grad übernommen hatte. Er wusste auch, dass Nahlii das Leben der Tiere ebenso sicher für eine lohnende Sache opferte, wie sie bei anderer Gelegenheit selbst Risiken einging, es zu schützen. Für die Eneb ihrerseits war im Zweifelsfall das Rudel als Ganzes wichtiger als der einzelne Angehörige, und die gleiche seltsame Gabe, die Nahlii befähigte, im Kopf anderer Leute herumzupfuschen, ermöglichte ihr auch die Kontrolle des Rudels.
Ihrer Hundertschaft.
Er ließ die Waffen sinken. "Ich habe keine Zeit für diese Spielereien. Der Schirmherr befahl mich zu sich."
Sie schüttelte erneut den Kopf, diesmal mit einem humorlosen Lächeln, bevor sie mit den Fingern schnippte.
Die drei übrigen Eneb hoben aufmerksam den Kopf, beschrieben einen engen Bogen um Tilaad und schlossen zu ihr auf, während sie sich bereits zum Gehen wandte.
"Irgendwann gehörst du mir", murmelte er und blickte ihr nach, wie sie sich gemächlichen Schrittes in Richtung der Fähre entfernte, die sie von der Burginsel aufs Festland bringen würde. Er mochte die Art, wie sie sich bewegte, ebenso wie ihr ganzes Wesen. Die von ihr ausgehende Gefahr machte einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes aus, den sie auf ihn ausübte. Im Grunde war sie nicht zu haben, doch Herausforderungen dieser Art gehörten zu den Dingen, die ihn am Leben hielten.
Nahlii war mit dem Ausgang der Konfrontation unzufrieden, selbst wenn sie sich nur immer wieder bestätigen konnte, dass sie richtig gehandelt hatte. Irgendwann mochte der Zeitpunkt kommen, an dem der Schirmherr befand, dass es an der Zeit war, den Posten des Führers der Zweiten Hundertschaft seiner Garde mit jemand anders zu besetzen. Dann würde er sicher mit Interesse verfolgen, wie lange Tilaad gegen Nahliis Meute durchhielt. Im Augenblick war der Hundertschaftsführer jedoch ebenso unentbehrlich wie sie selbst, denn er war der Einzige, der gegen die Ausbrüche seiner Hundertschaft immun war.
Verärgert registrierte sie den kalten Schauer, der ihr bei dem Gedanken an die Kämpfer Tilaads über den Rücken lief. Es waren augenscheinlich ebensolche Bastarde wie der Axtkämpfer selbst, doch erzählte man sich in den Kreisen des Hofes, dass sie ihr Blut auf einen vor Jahrzehnten ausgerotteten Orden von Hexern zurückführten. Zwar mochte das lediglich das wichtigtuerische Gerede alter Männer sein, doch auch Nahlii konnte nicht leugnen, dass die Kämpfer in Tilaads Hundertschaft über Kräfte geboten, die über das hinausgingen, was sie einem Haufen labiler Mörder üblicherweise zubilligte.
Ihr missfiel der Gedanke, über Wochen Seite an Seite mit diesen Leuten zum südlichen Weltende reisen zu müssen, und sie nahm sich vor, die stärksten Exemplare ihrer Meute für diese Reise auszuwählen.
Ein Fetzen ihres Gedankens drang in das einfache Bewusstsein des Leittiers an ihrer Seite, worauf der Eneb etwas schnarrte, das mit etwas Einbildungskraft wie eine Frage klingen mochte. Sie strich dem Tier über den Kopf.
Ja, auch du begleitest mich.

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